|2|1|1| Holzmengen (Hosman)

Holzmengen ist im unteren Harbachtal das Dorf der verschiedenen Kirchen, Bevölkerungsgruppen und Hilfsorganisationen.
Von links nach rechts: Die evangelische Kirchenburg, die römisch-katholische Kirche, nebeneinander die rumänisch-orthodoxe sowie griechisch-katholische Kirche und die Kirche der Sieben-Tage-Adventisten.

INHALT

1. Soziale Struktur

Im Ort wohnen neben Romafamilien und rumänischen Familien, noch jeweils zwei ungarisch- und deutschsprachige Familien. Mehrere Romafamilien, die Romanesc sprechen und traditionell im Familenverband leben, geht es wirtschaftlich besser. Im Sommer kommen noch die sogenannten „Sommersachsen“ dazu, welche ihre Häuser instandsetzen, ihren Urlaub aber in anderen Ländern verbringen.
Für die Bildung werden ein kleines Schulgebäude für die unteren Klassen sowie den Kindergarten und ein großes Schulgebäude für die höheren Klassen genutzt. Die Schülerzahlen gehen zurück, weil die Bevölkerung abnimmt, wobei auch die Zahl der Romakinder abnimmt. Die Lehrer kommen mit dem Kleinbus spät morgens aus Hermannstadt, um dann nachmittags schnell wieder zurück zu fahren, weil es in Hermannstadt mehr Zweitbeschäftigungsmöglichkeiten gibt. Das darunter die Unterrichtsqualität leidet, ist verständlich.
Wenige Beschäftigungsmöglichkeiten gibt es im Ort in der Parkettwerkstatt, wobei die Zahl der Arbeitsplätze bestellungsabhängig zwischen 10 und 50 schwanken. Weitere Arbeitsplätze gibt es in der Holzofenbäckerei und im Lebensmittelladen.
Ein Pendlerbus bringt morgens die ungelernten Arbeiter in verschiedene Fabriken, wobei die Zahl der Arbeitsplätze konjukturell stark schwanken. Ein Zusammenhang zwischen den Bildungsmöglichkeiten und den vielen ungelernten Arbeitskräften ist nicht übersehen. Wer keine Arbeit hat bezieht Sozialhilfe (ajutor social) und lebt als Selbstversorger vom eigenen Garten.
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2. Hilfsorganisationen

2.1 Hosman Durabil (Verein: Nachhaltiges Holzmengen)

Der Schweizer Förderverein Pro longo maï (provenzalisch für „Es möge lange dauern“) arbeitet allgemein für die Unterstützung solidarischer Gemeinschaften in Berg- und Randregionen Europas und Zentralamerikas.
Im Rahmen eines vom Schweizerisch-Rumänischen Kooperationsprogramm geförderten Projektes „Solidarität für wirtschaftliche Entwicklung im Harbachtal – SOLID.E.D.“ wird der Verein Hosman Durabil mit ca. 240.000 Schweizer Franken unterstützt. Der Verein Hosann Durabil hat auf dem Gelände der Alten Mühle (Moara Veche) die Kulturscheune (Șura culturală) als Fortbildungs- und Veranstaltungszentrum aufgebaut.

  1. Fortbildung für tradionelle handwerkliche und kleinbäuerliche Produzenten. Zum Beispiel vom Backen bis zum Schmieden, von der Obstbaumpflege bis zur Kräutertrocknung.
  2. Entwicklung der MarkeVom Harbachtal mit Liebe“ (Din Hârtibaciu, cu drag). Zur Zeit mit 27 Produzentinnen.
  3. Veranstaltung von Handwerksmärkten mit ca. 100 Produzenten.
  4. Wiedereröffnung
    der Holzofenbäckerei im Vordergebäude der Alten Mühle. Sie wird von Violeta „Luijza“ Boldizsár geführt und mit fünf bis sieben Mitarbeitern wird gebacken.
  5. Konzerte mit jiddischen Liedern, Barockmusik usw.

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2.2 Elijah (Soziale Initiative von Ruth Zenkert u. Pater Georg Sporschill)

Der 2012 gegründete Verein „ELIJAH Sozialinitiative Ruth Zenkert“ will in Holzmengen aktiv die Lebensbedingungen der Dorfbewohner verbessern. Im März 2013 wurde in Wien der österreichische VereinELIJAH. Pater Georg Sporschill SJ. Soziale Werke“ gegründet, welcher das Werk von Ruth Zenkert in Siebenbürgen unterstützt. Die Ziele des gemeinnützigen Projektes sind: ein europäisches Modell des Zusammenlebens zu schaffen, die Ausbildung der Roma-Kinder zu unterstützen und die Begabten unter ihnen zu fördern. Die Sozialarbeiter des Elijah-Vereins starten Aktionen für die Sauberkeit in den Hütten. Elementare Sachen sind das Wäschewaschen, einen Gemüsegärten anzulegen und die Dächer und Wände abzudichten sowie  persönliche Beratung und Freundschaft anzubieten.
Dazu wurden wurden im Ort die Kirche und diverse andere Gebäude instandgesetzt, um Konkret folgendes durchzuführen:

  1. Sozialzentrum:
    Die leerstehende Kirchenruine mit Pfarr- und Schulhaus wurde renoviert und ein Sozialzentrum mit Waschräumen sowie eine Arztpraxis mit kleiner Apotheke eingerichtet.
  2. Musikschule: Fachlehrer unterrichten Instrumente, Gesang und Tanz. Über 250 Schüler üben regelmäßig und zeigen bei Konzerten, was sie gelernt haben.
  3. Haushaltsschule: In der Haushaltschule lernen junge Romamädchen. Für die Elijah-Gemeinschaft und für die Jugendlichen aus den Werkstätten bereiten sie unter fachlicher Anleitung täglich 60 bis 100 Portionen Mittag- und Abendessen zu.
  4. Kunstwerkstatt: In der Kunstwerkstatt fertigen Jugendliche Häuser und Raben aus Ton, sie fertigen farbige Papiertaschen und drucken kunstvolle Karten.
  5. Nähstube: Im Nähseminar lernen Mädchen Grundtechniken mit Stoffen, Knöpfe annähen und die verschiedenen Nähte. Der Umgang mit der Nähmaschine war ein großer Anreiz. Taschen und Arbeitsschürzen entstehen, Kleidung wird repariert und geändert.
  6. Lehrgarten und Gewächshaus: Ein Gewächshaus und zwölf Gärten werden unter fachlicher Anleitung bearbeitet, die Pflanzen selber gezogen und junge Mitarbeiter geschult. Im Herbst helfen viele Frauen und Männer bei der Ernte mit: Kartoffel, Biogemüse und Kräuter für die Sozial-Küchen von Elijah.

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3. Die Kirchenburg

3.1 Das Westportal

Von der im 13. Jh. erbauten Basilika hat sich das westlich gelegene Trichterportal erhalten. Bei dem Westportal handelt es sich um ein wertvolles Zeugnis der romanischen Bauzeit Siebenbürgens mit zahlreichen Relieffriesen im Bogenfeld.

Die Baumeister des Westportals kamen  aus der Bauhütte Karlsburg (Alba Iulia) und hatten zuvor am Stephansdom in Wien mitgebaut. Während die Schimären und Köpfe der Säulenkapitelle sehr filigran ausgeführt sind, erscheinen die Figuren in den Bögen in ihrer naiven Ausführung eher als das Werk eines ungeschulten Gesellen.
Ähnliche Portale gibt es in Freck (Avrig) und Sakadat (Sakadate).

Von links nach rechts:

Die erste Szene zeigt eine in Bewegung befindliche männliche Person, die von zwei Teufeln auf den falschen Weg gedrängt wird. Während der hintere Teufel die Person durch Umarmung auf den falschen Weg zwingt, scheint der vordere Teufel diese mit offenen Armen zu empfangen.
Das Thema ist die Sünde.
Die zweite Szene stellt den Apostel Petrus dar, vor dem eine Person kniet. Er hält in der rechten Hand einen Schlüssel als Versprechen des Paradieses und in der linken Hand das Evangelium als Buch. Die knieende Person erscheint als Sünder der seine Schuld bekennt.
Das Thema ist die Beichte.
In der dritten Szene werden zwei Priester dargestellt. Beide halten je eine Schriftrolle in der Hand, auf die schmückende Motive aufgemalt sind. Die linke Person erscheint mit dem Symbol des Apostels Paulus der Schriftrolle als Ausdruck des Gesetzes (Evangelium). Der linke Priester wendet sich nach links dem Apostel Petrus zu, um dessen Meinung zu erfahren. Sodass er sich unter die Autorität des Apostel Petrus stellt.
Das Thema ist das Evangelium.
In der vierten Szene wird eine Meerjungfrau dargestellt, die sich der fünften Szene zuwendet – dem Evangelisten Markus. Die bittende Haltung der oberen Körperhälfte lässt die Meerjungfrau als Büßerin erscheinen, die um die Vergebung ihrer Sünden betet .
Das Thema ist die Sühne.
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Die fünfte Szene stellt den Evangelisten Markus dar, der eine Lanze in eine Raubkatze stößt. Die Szene erinnert an den heiligen Michael der den Drachen als Symbol für das Böse besiegt. Das Böse wird im übertragenem Sinne durch die Tat des Sünders besiegt.
Das Thema ist die Vergebung.
Die sechste Szene zeigt im Vordergrund einen Mann der vermutlich eine Gesetzestafel als Symbol für eine Stiftung in der Hand hält. Diese Stifterfigur zeigt eine glückliche Seele, die die Kirche unterstützt und dadurch ihre Sicherheit durch den Glauben gefunden hat. Die hintere Figur trägt eine mitraähnliche Kopfbedeckung und trägt in der Hand ein Weihrauchgefäß. Beides deutet auf einen Geistlichen mit hohem Rang (Bischof) hin.
Das Thema ist der Glauben.
Die Schimären sowie Menschen- und Fledermausköpfe an den Säulenkapitellen sollen das Böse aus der Kirche fernhalten.

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3.2 Das Turmrelief

Wer aufmerksam den Turm über dem Portal betrachtet, wird ein eingemauertes verwittertes Relief bemerken, das zwei Gestalten darstellt. Es stellt mit der Taufe Jesu im Jordan durch Johannes dem Täufer das Sakrament der Taufe dar und steht im Zusammenhang mit dem Sakrament der Buße, welches im Westportal dargestellt wird.

Textquelle
Sebastian CORNEANU, Die Darstellung der Buße. Eine ikonographische Interpretation der auf den Archivolten des Portals der evangelischen Kirche in Holzmengen/Hosman (Kreis Hermannstadt/Sibiu) vorhandenen Skulpturen:
in „Forschungen zur Volks- und Landeskunde“, Nr. 54/2011, S. 211ff
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3.3 Die Burganlage

Texte und Bilder in Bearbeitung

3.4 ____

Bildquelle
BeeGee

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