Das charakteristischste Merkmal Hermannstadts im Gegensatz zu anderen siebenbürgischen Städten ist die Gliederung in Ober- und Unterstadt. Dies ist verursacht durch den Höhenunterschied von etwa 20 Metern und bedingt an den steil abfallenden Stellen entsprechende Treppenanlagen. Es sind dies die breit und flach angelegte Burgerstiege, die steile und sich windende Fingerlingsstiege und die anstrengende Sagstiege, weil sie mit über 72 Stufen und fünf Treppenabsätzen die längste Treppe von Hermannstadt ist. Die Sagstiege musste nach oben um acht Stufen verlängert werden, da durch die Nivellierung des Huetplatzes (Piața Albert Huet) der zur Sagstiege (Strada Turnului) führende Durchlaß zum Turm anderthalb Meter an Höhe verlor.
Bis zum 13. April 1860 stieg seitlich der Stadtmauer von der Pempflingergasse (Pasajul Scărilor) kommend eine breite vornehmlich von Fuhrwerken benutzte Auffahrtrampe bis zum zweiten Treppenabsatz der heutigen Treppenanlage. Die Rampe für die Fuhrwerke mündete im Durchfahrtstunnel des noch heute am Treppenabsatz liegenden Hauses. Allerdings verengte man beim Rückbau den Rundbogendurchlaß zu der schmalen Türöffnung, die in den Hof des Hauses führt. Der alte Fahrweg beschrieb nun, nachdem er den Durchfahrtstunnel passierte einen weiten Rechtsbogen, um den schmalen vom Spital kommenden Weg (Bußwinkel) zu treffen.
Am Giebel des Hauses durch welches einst der Durchfahrtstunnel führte, sehen wir einen abgetreppten, gotischen Giebel, der zum Haus Nr. 8 gehörte. Anscheinend war der Giebel mit dem Nachbarhaus so stark verbunden, dass man 1704 beim Abtragen und Umbauen des Hauses diese Reste stehen ließ.
Dieser früher fahrbare Weg verschmälerte sich durch den Anbau von Predigerwohnungen (rechts) zu einem breitstufigen Aufgang mit Katzenbuckelpflaster.
Dieser Aufgang wurde im Volksmund „Bußwinkel“ genannt, weil wohl einer der im Haus wohnenden Geistlichen ein Bußprediger war.
