Die Fleischergasse (Strada Mitropoliei) hat ihre heutige Länge am Anfang des 14. Jahrhunderts erreicht. Die meisten Häuser dieser Gasse wurden seitdem erneuert oder ihre Fassaden umgestaltet. Besonders im Osteil der Gasse hat sich aber manches aus dem gotischen Baubestand erhalten, z. B. das Kreuz-Gratgewölbe, welches durch das Parterre eines Haus als schmaler Gang zur Brukenthalgasse führt.
Ihre Bezeichnung verdankt die Gasse der Fleischerzunft, weil diese Gasse den kürzesten Verbindungsweg zwischen den Anwesen der Fleischer in der Unterstadt und dem von ihnen zu verteidigenden Heltauertor dar.
Nachdem Siebenbürgen dem Kaiserreich Österreich angegliedert wurde, fielen im Jahr 1781 durch einen Erlass des Kaisers Josephs II. die alten Gesetze, nach denen sich in der Stadt keine Angehörigen anderer Nationen ansiedeln durften. Dadurch konnten nun auch Ungarn und Rumänen innerhalb der Stadtmauern Häuser errichten. Als erstes erteilte 1786 die Witwe Rahel des ungarischen Grafen Gregorius Bethlen den Auftrag für den Spätbarockbau in der Fleischergasse .
Der Blickfang dieses Gebäudes stellt das in der Symmetrieachse gelegene Portal mit dem elegant geschwungenen zweiflügligen Hoftor dar. Das Eichentor mit den drei vertikalen Registern ist mit gebogenen Rändern verziert. Oben am Tor ist ein barockes schmiedeeisernes Gitter befestigt.
In der Mitte ist eine Durchlaßtür für Fußgänger vorgesehen, während das zweiflügelige Tor für eine Duchfahrt von Fuhrwerken geöffnet werden konnte.
Die ca. 2,80 m hohen auf einem Steinsockel ruhenden Karyatiden flankieren den Eingang. Die Skulpturen stammen vermutlich aus dem Atelier von Simon Hoffmeyer.
Die von den Hermannstädtern als steinerne Jungfrauen bezeichneten Figuren stützten bis zum Revolutionsjahr 1849 einen auskragenden Erker mit zwei Säulen, einem Gebälk und Giebel. Während der Schlacht kam es zu einem Feuer, welches den Hausboden zerstörte. Bei der anschließenden Renovierung wurde der Erker durch einen Balkon mit schmiedeeisernem Gitter ersetzt.
Seitdem wirkt der Balkon viel zu leichtgewichtig für die sichtliche Kraftanstrengung der beiden stabilen Trägerinnen.
Die halbzylindrisch gewölbte Einfahrt führt in einen langgestreckten Hof, der durch einen später gebauten Mitteltrakt unterteilt wird. Der hinterste Hof barg Wirtschaftsgebäude, die zu Wohnungen ausgebaut wurden. Ein schmaler Gang führt zur Bruckenthalgasse (Strada Xenophol) Nr. 8.
Auf der am Haus angebrachten Tafel wird auf den berühmten Hermannstädter Goldschmied Sebastian Hann (1644 bis 1713) hingewiesen, dessen Wohnhaus zuvor auf dieser Hofstelle stand.
Heutezutage beherbergt das Haus ein evangelisches, landeskirchliches Wohnheim „Ernst Weisenfeld“ für Schüler_innen aus der Umgebung, welche in Hermannstadt eine Schule besuchen.
In den Sommerferien (1. Juli – 31. August) finden vornehmlich Gruppen im Haus eine gute Herberge. Es bietet in zentraler Lage bis zu 50 Plätze in 20 Zimmern, eine Hausküche und Gemeinschaftsräume.
Anmeldung bei der Heimleiterin Alexia Tobă,
Telefon: +40-269-217 470,
Mobil: +40-729-109 584.